Die neue Woche begann mit roten Zahlen in Europa. Was fallen kann, fällt. Aber das ist nur Europa, der Rest der Welt ist nicht so miserabel gelaunt. Was ist also in Europa passiert? Nicht viel, eigentlich. Aber es fehlt das Wesentliche - die gute Stimmung, die wiederum die guten Nachrichten vermissen lässt.
Für die Chinesen hingegen war der heutige Tag eine gute Nachricht, die für gute Laune und Wachstum an den Finanzmärkten sorgte: Die chinesische Zentralbank senkte heute einige Signalzinsen um einen Viertelprozentpunkt. Dies geschah, nachdem sie im vergangenen Monat bereits andere Zinssätze im Rahmen eines Konjunkturpakets zur Ankurbelung der Wirtschaft gesenkt hatte. (Die Zinsstruktur in China ist komplexer als in Europa.) So sank der so genannte einjährige Leitzins auf 3,1 Prozent und der fünfjährige Leitzins auf 3,6 Prozent. In China hat dies ausgereicht, um dem Finanzmarkt vorerst Auftrieb zu geben. Wie lange er anhalten wird, ist schwer zu sagen, denn als die chinesische Zentralbank ihre Unterstützungspakete ankündigte, löste dies enorme Turbulenzen aus: Spekulanten konnten sich nicht entscheiden, ob sie kaufen oder verkaufen sollten, und so schwankte der Markt wild auf und ab.
Zumindest vorläufig ist China mit den niedrigeren Zinsen zufrieden, aber Europa sieht das anders. Diese Woche erwarten wir eine Reihe von Unternehmensergebnissen. Und die sind in den vergangenen Wochen nicht gut ausgefallen. Hinzu kommt, dass der Nahe Osten nach wie vor Probleme hat und auch die US-Präsidentschaftswahlen kurz bevorstehen. Infolgedessen fallen nicht nur die europäischen Aktien, sondern auch die europäischen Anleihen. Wenn zwei sich streiten, lacht der Dritte. Und wer ist der Dritte, wenn sowohl Aktien als auch Anleihen fallen? Gold natürlich, als Alternative zu Wertpapieren und klassischen Anlagen im Allgemeinen. So hat Gold heute ein weiteres (!) Allzeithoch erreicht. Heute liegt sein Preis bereits über 2.735 $ pro Feinunze, und allem Anschein nach ist dies noch lange nicht das Ende seines Siegeszuges.
Paradoxerweise spielt alles, was wir bereits erwähnt haben, dem Gold in die Hände: nicht nur die zunehmenden Kriegsspannungen um Israel und die Nachbarländer, nicht nur der Rückgang von Wertpapieren wie Anleihen und Aktien, sondern sogar die Zinssenkungen Chinas. Je niedriger die Zinsen sind, desto weniger Rendite bringen festverzinsliche Anlagen wie Anleihen, so dass sie keine Konkurrenz mehr für das nicht verzinsliche Gold sind. Gleichzeitig senken auch die amerikanischen und europäischen Zentralbanken, also alle großen Wirtschaftsräume der Welt, die Zinsen.
Auch das US-Präsidentschaftsrennen spielt dem Gold in die Hände. Beide Kandidaten haben etwas, das aus der Sicht der Finanzwelt als Risiko angesehen werden kann: Donald Trump hat seinen Handelsprotektionismus und seine Zölle. Kamala Harris hingegen hat ihre linksradikale Ideologie, die eine Besteuerung der Reichen und wahrscheinlich auch von Finanztransaktionen vorsieht. Beides ist nicht gut für Geld und Investitionen. Gleichzeitig ist aber auch keines von beiden gut für Gold.
Aber der Vermögenswert, der von all dem betroffen ist, sind vor allem Aktien. Die große Investmentbank Goldman Sachs hat jetzt eine ziemlich revolutionäre Analyse vorgelegt (mit deren Schlussfolgerungen ich allerdings einverstanden bin), die man von einem Unternehmen, das auch beruflich mit Aktien handelt, kaum erwarten würde. Tatsächlich betreibt Goldman Sachs mit dieser Analyse buchstäblich Anti-Werbung für sich selbst. Sie zeigt, dass die Rendite von Aktieninvestitionen in den nächsten 10 bis 20 Jahren allmählich deutlich zurückgehen dürfte. Dies könnte auf eine von zwei Arten geschehen, wahrscheinlich eine Kombination aus beiden: Entweder würden die Dividenden spürbar sinken, oder die europäisch-amerikanischen Aktienkurse würden spürbar fallen. Der Hauptgrund, der in der Analyse nicht genannt wird, den der Geldökonom aber im Hintergrund wittert, ist das Platzen der so genannten monetären Illusion, die über viele Jahre aufgeblasen wurde.
Markéta Šichtařová
Eurodeník 21.10.2024 Next Finamce s.r.o. NächsteFinanzierung.cz
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