Christian Stocker wurde am Montag als neuer Bundeskanzler Österreichs vereidigt. Er steht an der Spitze einer Drei-Parteien-Koalitionsregierung, die fünf Monate nach den Wahlen im vergangenen Jahr gebildet wurde. Die drei Parteien schlossen die Koalition ohne die Rechtsextremen ab, nachdem sich die Gespräche nach den Wahlen fünf Monate lang hingezogen hatten.
Stockers Mitte-Rechts-Volkspartei (ÖVP), die Mitte-Links-Sozialdemokraten (SPÖ) und die liberalen NEOS erzielten letzte Woche eine Einigung, nachdem ihr erster Versuch, eine Koalition zu bilden, im Januar gescheitert war.
Die NEOS-Mitglieder haben am Sonntag mit überwältigender Mehrheit für eine Koalitionsvereinbarung mit zwei anderen Parteien gestimmt und damit das letzte Hindernis für ihren Amtsantritt beseitigt.
SPÖ-Chef Andreas Babler wird als Vizekanzler vereidigt.

"Das Gute kommt zu denen, die warten". scherzte der österreichische Präsident Alexander Van der Bellen bei der Vereidigung der neuen Regierung und bezog sich dabei auf die fünfmonatigen Koalitionsverhandlungen, die längsten in der Geschichte des Landes.
"Gerade in Phasen großer Veränderungen ist es wichtig, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Jetzt geht es darum, gemeinsam zu arbeiten - etwas zu bewegen! Die nächsten Jahre sind unser gemeinsames Projekt. Und nichts davon liegt allein in der Hand der Regierung. Wir alle können zum Erfolg beitragen. Denn wenn Sie, die Bundesregierung, die Minister und Staatssekretäre erfolgreich sind, wird auch Österreich erfolgreich sein. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine glückliche Hand bei Ihrer Arbeit und viel Erfolg!" sagte der Präsident im X-Netzwerk:
Der 46-jährige Stocker hat noch nie einer nationalen Regierung angehört und stand nicht einmal auf dem Stimmzettel, als die Österreicher im vergangenen September zur Wahl gingen. Er übernahm das Amt des ÖVP-Chefs vom ehemaligen Bundeskanzler Karl Nehammer, der im Januar zurücktrat, als die ersten Verhandlungen zwischen den drei Parteien scheiterten.
Stocker, ein ehemaliger Rechtsanwalt, ist seit 2019 Mitglied des österreichischen Parlaments und war von September 2022 bis zu seiner Ablösung durch Nehammer Generalsekretär der Partei.
Der neue Bundeskanzler des Landes sagte, er habe nicht damit gerechnet, nach dem Rücktritt Nehammers ÖVP-Chef zu werden.
"An dem Tag, an dem die Entscheidung fiel, fuhr ich in Jeans und Rollkragenpullover nach Wien". erklärte Stocker gegenüber der österreichischen Zeitung Die Presse.
"Ein paar Stunden später musste ich darum bitten, dass man mir einen Anzug und eine Krawatte bringt. verriet er.
Stocker bekennt sich zur Europäischen Union und steht Russland kritisch gegenüber - eine Politik, die mit der des Vorsitzenden der rechtsextremen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Hebert Kickl, kollidierte, der bei der Wahl mit 28 % Stimmen den ersten Platz belegte.
Nach dem Scheitern von Kickls eigenen Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP bleibt der umstrittene Wahlsieger nun in der Opposition hängen.
Stocker wird die erste Drei-Parteien-Koalition im Alpenland seit den späten 1940er Jahren anführen.
Der in der vergangenen Woche vorgelegte Koalitionsvertrag sieht u.a. die Einführung strengerer Maßnahmen für Asylbewerber, eine Überarbeitung des Mietwohnungsgesetzes und die Umsetzung der geplanten Kürzungen bei den Sozialleistungen vor.
euronews/ gnews.cz - RoZ
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