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Auf einer Pressekonferenz stellten Außenminister Jan Lipavský, die Europaabgeordnete Markéta Gregorová und der Europaabgeordnete und Quästor des Europäischen Parlaments Marcel Kolaja heute zwölf Punkte des Piratenplans zur Bekämpfung von Desinformation vor, den sie bereits ihren Koalitionspartnern vorgelegt haben. Der Plan soll schrittweise in der Regierung, im Unterhaus und im Europäischen Parlament vorangetrieben werden. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören beispielsweise die Stärkung der strategischen Kommunikation der Behörden, die Aufklärung, die Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Medien, die Einrichtung einer schnellen und konsequenten Überwachung und Analyse von Desinformationen sowie die Durchsetzung des bestehenden Rechts im Online-Bereich.
Desinformation" ist in den letzten Jahren zu einem großen Schlagwort geworden. In der Öffentlichkeit werden wir dafür kritisiert, dass wir als Politiker nicht genug dagegen tun. Oder, im Gegenteil, dass wir unnötige moralische Panik schüren. Doch Desinformation ist ein echtes Problem für unsere nationale und europäische Sicherheit. Auch unsere Sicherheitsstrategie, die wir im letzten Jahr verabschiedet haben, macht darauf aufmerksam. Das Problem mit Desinformationen entsteht, wenn ihre massive Verbreitung zur Polarisierung der Gesellschaft beiträgt und zu Hass und Gewalt aufstachelt. Wir dürfen die Risiken nicht unterschätzen, wenn die Verbreitung von Desinformation die Sicherheit, die Außenpolitik oder die wirtschaftlichen Interessen unseres Landes bedroht." sagte Jan Lipavský und fügte hinzu, dass die Piraten dieses Thema sehr ernst nehmen. Deshalb haben sie zusammen mit Experten einen Zwölf-Punkte-Plan ausgearbeitet, um dieser Herausforderung zu begegnen. Zwei davon sind bereits umgesetzt worden.
"Die Piraten haben zum Beispiel erreicht, dass Desinformationswebseiten von öffentlichen Geldern abgeschnitten wurden, dank einer Methode des Ministeriums für regionale Entwicklung, das vom Piratenminister und Vorsitzenden Ivan Bartos geleitet wird. In ähnlicher Weise haben wir im Jahr 2022 eine spezielle Abteilung für strategische Kommunikation in meinem Ministerium eingerichtet, die bereits mit anderen Ministerien und Partnern im Ausland zusammenarbeitet.", beschrieb Lipavský.
"Desinformation ist eine reale Bedrohung, und laut Weltwirtschaftsforum ist sie eine der fünf größten Bedrohungen für das kommende Jahrzehnt - in den nächsten zwei Jahren wird sie sogar die größte Bedrohung überhaupt sein. Wenn wir also heute über Sicherheit in Europa sprechen, müssen wir über Desinformation sprechen. Und dass sie das demokratische Europa vielleicht noch nie so sehr bedroht haben wie jetzt, am Vorabend der ersten Europawahlen seit Beginn von Putins Aggression. Desinformation macht die Gesellschaft unruhig, untergräbt das Vertrauen der Bürger in die Institutionen und trägt dazu bei, Hass und Angst zu verbreiten. Und das wiederum kommt Populisten und Extremisten zugute - dennoch werden sie von vielen immer noch unterschätzt, was wir nicht zulassen wollen." folgte Markéta Gregorová, die sich seit langem im Europäischen Parlament mit hybriden Bedrohungen und Sicherheit im Allgemeinen befasst.
"Wir haben auch auf EU-Ebene viel erreicht - wir haben Maßnahmen in den Bereichen soziale Netzwerke, politische Werbung, transparente Finanzierung von Nachrichtenportalen und Unterstützung für unabhängige Medien vorgeschlagen. Und wir haben vor, diese Arbeit fortzusetzen. Aber das Wichtigste liegt in der Zuständigkeit der Nationalstaaten, und für uns Piraten ist es absolut entscheidend, dass wir uns auf Bildung konzentrieren, die Zivilgesellschaft unterstützen und für einen widerstandsfähigen Staat sorgen, der den Herausforderungen der modernen Zeit und den neuen und verbesserten hybriden Bedrohungen standhalten kann. Als Piraten haben wir einfach nicht die Absicht, die Demokratie den Desinformierern zu überlassen." fügte der Europaabgeordnete und Quästor des Europäischen Parlaments Marcel Kolaja hinzu.
Das Recht, nicht manipuliert zu werden: Zwölf Wege zur Bekämpfung von Fehlinformationen
- Abschneiden von Infosquattern von öffentlichen Geldern
Verschwörungs- und Desinformations-Websites können keine öffentlichen Gelder mehr erhalten. Das Ministerium für regionale Entwicklung hat mit Hilfe von Experten Verfahren für Medienverträge ausgearbeitet, die die Schaltung von Werbung auf zweifelhaften Websites mit manipulativem oder falschem Inhalt verhindern sollen. - Strategische Kommunikation in wichtigen Ministerien
Wichtige Institutionen spiegeln den Bedarf an strategischer Kommunikation wider und beteiligen sich aktiv an der Bekämpfung von Fehlinformationen durch die Entwicklung eigener Kampagnen. Neben dem Verteidigungs- und dem Innenministerium ist hier vor allem das Außenministerium zu nennen, in dem seit 2022 eine Abteilung für strategische Kommunikation eingerichtet wurde. Diese Abteilung arbeitet eng mit anderen ministeriellen Abteilungen und mit Partnern im Ausland zusammen. Sie hat eigene Verfahren zur Bekämpfung von Desinformation eingeführt und gibt ihre Erfahrungen und ihr Know-how schrittweise an andere Ministerien weiter. - Koordinierung der strategischen Kommunikation
Alarmistische Botschaften und Panik sind häufig auf eine Fehlinterpretation der vom Staat bereitgestellten öffentlichen Informationen zurückzuführen. Dies ist auf "Ressortdenken", mangelnde Koordination und Inkonsistenz bei der Formulierung von Antworten auf komplexe Probleme zurückzuführen. Das A und O der strategischen Kommunikation besteht darin, dass das zuständige Ministerium in der Lage ist, relevante und überprüfte Informationen bereitzustellen, diese Informationen an ein Massenpublikum weiterzugeben und diese Kommunikation behördenübergreifend zu koordinieren. Einige Fachministerien, darunter das Außenministerium, befassen sich bereits mit strategischer Kommunikation. Wir wollen dazu beitragen, dass auch in anderen Ministerien spezialisierte Abteilungen geschaffen werden, die vom Regierungsbüro koordiniert werden. - Konsequente Überwachung und schnelle Reaktion
Der Eckpfeiler eines wirksamen Kampfes gegen Fehlinformationen ist die Analytik, die Arbeit mit Daten und ein gut konfiguriertes System zur Erkennung ernsthafter manipulativer Inhalte. Daher muss die strategische Kommunikation auf einer gemeinsamen Methodik und Verfahren beruhen, wie diese Inhalte zu bewerten sind, wie und mit wem die Informationen zu verifizieren sind und wie diese Informationen so schnell wie möglich an ein möglichst breites Publikum weitergeleitet werden können. - Bewertung von Investitionen
Es ist nicht unüblich, dass der Staat in Aufklärungs- und Informationskampagnen investiert. Unter dem Gesichtspunkt der Effizienz und Transparenz der ausgegebenen Mittel legen wir daher Wert auf ein angemessenes Bewertungssystem, das auf objektiven, gemessenen Kriterien beruht. Dies wird uns helfen, das strategische Kommunikationssystem schrittweise zu verbessern, aus unseren Fehlern zu lernen und bessere Ergebnisse zu erzielen. - Durchsetzung des geltenden Rechts in der Online-Umgebung
Covid und der Krieg in der Ukraine haben zu einer weiteren Radikalisierung der Gesellschaft beigetragen. Alarmistische Botschaften und Lügen, Verleumdungen, Drohungen und andere anstößige Verhaltensweisen tauchen zunehmend im Online-Raum auf, was die Gesellschaft mit Hilfe des Strafgesetzbuches ahndet. Letzteres ist jedoch oft zahnlos, wenn man sich hinter einer Tastatur versteckt. Deshalb brauchen wir eine gründliche Analyse der aktuellen Rechtslage. Insbesondere könnte eine starke Betonung der Transparenz auf Seiten der Informationsproduzenten oder eine einstweilige Verfügung, die die Opfer von Fehlinformationen sofort und nicht erst im Zuge eines langwierigen Rechtsstreits schützen würde, helfen. - Moderne Bildung:
Die Gesellschaft wird täglich mit visueller Propaganda bombardiert, die mit Zahlen und Diagrammen spielt, mit der Präsentation von ungeprüften Informationen, die in argumentative Irrtümer verpackt sind, und in jüngster Zeit mit den immer ausgefeilteren Möglichkeiten der verfügbaren digitalen Technologien, einschließlich der Werkzeuge der künstlichen Intelligenz. Der Schlüssel liegt darin, die Voraussetzungen zu schaffen, um flexibel darauf reagieren zu können, auch im Bereich der Bildung. Sei es die Umgestaltung von Bildungsinhalten und Unterricht oder die Unterstützung von Schulen und Lehrern bei der effektiven Arbeit mit diesen Themen. Für die Zukunft unserer Gesellschaft ist es von existenzieller Bedeutung, dass junge Menschen mit dem Wissen und den Fähigkeiten ausgestattet werden, mit Informationen umzugehen, sie zu überprüfen und zu bewerten. Ein wichtiger Schritt ist die Modernisierung und Innovation der Bildungsinhalte und des Unterrichts in den bereits bestehenden Fächern sowie die Einrichtung von Unterstützungsmaßnahmen für die Schulen. - Unterstützung der Zivilgesellschaft:
Zielscheibe der systemfeindlichen und antidemokratischen Einflussnahme sind häufig schwache Bevölkerungsgruppen wie Senioren, Bewohner sozial ausgegrenzter Ortschaften und Angehörige nationaler Minderheiten. Der Staat unterstützt bereits in verschiedener Form Organisationen, die sich der Bildung von Senioren oder der Gemeinschaftsarbeit in ausgegrenzten Ortschaften widmen. Diese Unterstützung ist jedoch noch nicht systematisch und erfolgt episodisch in einzelnen Projekten. Das müssen wir ändern, damit die Arbeit aufeinander aufbaut und ein sinnvolles Ganzes bildet, das im Laufe der Zeit evaluiert und verbessert werden kann. - Resilienter Zustand:
Angehörige der Streitkräfte und Personen, die in strategischen Bereichen des Staates tätig sind, sind natürliche Ziele für externe Beeinflussungsoperationen von Feinden, um zu demoralisieren, Panik zu verbreiten oder Zugang zu sensiblen Informationen zu erhalten. Deshalb müssen wir in erster Linie eine wirksame, regelmäßige Schulung ausweiten, um Menschen in strategischen Bereichen mit Sicherheitsrelevanz auf mögliche Angriffe vorzubereiten. Der Staat muss hybride Bedrohungen ernst nehmen und seine wichtigsten Infrastrukturen schützen. - Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den öffentlichen Medien:
Bei dem breiten Angebot an öffentlichen Informationen ist es von entscheidender Bedeutung, diejenigen Medien und Organisationen zu unterstützen, deren Hauptmotiv nicht der Profit, sondern die journalistische Qualitätsarbeit ist und die die journalistische Ethik berücksichtigen, indem sie Quellen bestätigen und überprüfen. Die öffentlich-rechtlichen Medien sind prominente Vertreter, die solche Standards erfüllen. Letztere sind bei der Verifizierung von Informationen oft effektiver als der Staat und genießen ein größeres öffentliches Vertrauen als die politikgesteuerten Ministerien. Das liegt an ihrer journalistischen Qualität und Unabhängigkeit (das Projekt Ověřovna beim Tschechischen Rundfunk ist ein Beispiel dafür). Der Staat kann unabhängige Organisationen mit der Überprüfung von Fakten zu kritischen Themen beauftragen, die diese dann weiter in den Informationsraum verbreiten können. - Das Recht, nicht manipuliert zu werden:
Die Entwicklung von KI-Technologien bringt viele Chancen, aber auch potenziell negative Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Sicherheit mit sich. Diese Technologien werden auch zunehmend in der hybriden Kriegsführung missbraucht, zum Beispiel durch die Verbreitung "tief gefälschter" audiovisueller Inhalte im Online-Raum. So wie die Gesetzgebung uns vor irreführender Werbung oder unlauteren Geschäftspraktiken schützt, sollten die Bürgerinnen und Bürger ein Instrument erhalten, um sich gegen Manipulationen im digitalen Umfeld zu wehren. - Verstärkung der Transparenz
Nichts kann einen Menschen so sehr von der Realität überzeugen, wie sie mit eigenen Augen zu sehen. In der Vergangenheit haben wir immer wieder ein angespanntes Verhältnis zwischen der Öffentlichkeit und der Polizei erlebt, bei dem die fehlende Information über umstrittene Einsätze eine große Rolle gespielt hat. Wir schlagen daher vor, die Polizei zu verpflichten, jene Einsätze zu dokumentieren, bei denen sie Zwangsmittel einsetzt. Im Falle einer Krisenkommunikation können diese Aufnahmen dazu dienen, ein vollständiges und unvoreingenommenes Bild der Realität zu zeichnen. Viele Beamte tun dies bereits freiwillig. In der Tat schützt die Technologie nicht nur die Bürgerrechte, sondern auch die Beamten selbst vor dem öffentlichen Zorn, der durch unvollständige Informationen geschürt wird.
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