Der 15. Februar 2024 war sowohl für die Ostafrikanische Gemeinschaft als auch für den afrikanischen Kontinent insgesamt ein historischer Moment, und zwar aus einer Reihe von Gründen, die in diesem Artikel dargelegt werden.
Am Gipfel der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba nahmen Delegationen aus 49 afrikanischen Ländern teil. Sechs Mitglieder waren wegen der Aussetzung ihrer Mitgliedschaft in der Organisation nicht anwesend. Auf dem Gipfel wurden auch mehrere internationale Gäste begrüßt, darunter Vertreter der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen.
Eine Reihe von politischen und sicherheitspolitischen Themen standen auf der Tagesordnung, wobei die afrikanischen Staats- und Regierungschefs nach Lösungen für dringende Krisen suchten. Zu den drängendsten gehörte der anhaltende Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo (DRK), der das Leben regionaler Friedenstruppen - einschließlich der Streitkräfte der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) - gefordert und Millionen kongolesischer Bürger vertrieben hat. Ein weiteres kritisches Thema, das die sofortige Aufmerksamkeit der AU erforderte, war der Krieg im Sudan.
Der 15. Februar war jedoch von besonderer Bedeutung, denn an diesem Tag wählten die Staats- und Regierungschefs des Kontinents einen neuen Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union - die Spitze der afrikanischen Diplomatie. Der Vorsitzende vertritt Afrika auf der Weltbühne und ist dafür verantwortlich, die täglichen Angelegenheiten der AU durch kollektives Handeln gemäß der AU-Charta zu verwalten.

Harter Wahlkampf
Die Wahl war erwartungsgemäß hart umkämpft. Drei afrikanische Städte - Antananarivo (Madagaskar), Dschibuti (Dschibuti) und Nairobi (Kenia) - führten einen intensiven Wahlkampf und warben jeweils um Unterstützung für ihren Kandidaten. Die drei Kandidaten waren:
- Richard Randriamandrato, ehemaliger Außenminister von Madagaskar
- Mohamoud Ali Youssouf, derzeitiger Außenminister von Dschibuti
- Raila Odinga, ehemaliger kenianischer Premierminister und Veteran der Oppositionspolitik
Nach fünf Wahlgängen stand Mohamoud Ali Youssouf mit 33 von 49 Stimmen als Sieger fest. Er besiegte sowohl Randriamandrat als auch Odinga und löst damit den scheidenden Präsidenten Moussa Faki Mahamat aus dem Tschad ab.

Wer ist Mohamoud Ali Youssouf?
Mohamoud Ali Youssouf ist ein erfahrener Diplomat mit einem reichen Erfahrungsschatz. Er spricht fließend Afar, Somali, Englisch, Französisch und Arabisch und fungiert seit 2005 als Außenminister von Dschibuti. Sein Land, das strategisch günstig am Horn von Afrika liegt, spielt für die Weltmächte eine Schlüsselrolle. Dschibuti beherbergt mehrere große Militärstützpunkte, darunter auch die der Vereinten Nationen:
- United States Africa Command (AFRICOM) - die größte US-Militärbasis in Afrika.
- Frankreichs größte Militärbasis in Afrika
- die einzige chinesische Militärbasis in Afrika
Dschibuti ist auch Sitz der Zwischenstaatlichen Behörde für Entwicklung (IGAD), einer wichtigen regionalen Organisation, die sieben Länder am Horn von Afrika und eine bedeutende internationale diplomatische Gemeinschaft umfasst.
Bevor er Außenminister wurde, war Youssouf Botschafter von Dschibuti in Ägypten und Außenminister unter drei verschiedenen Präsidenten. Sein Werdegang dient als Inspiration für junge Diplomaten am Horn von Afrika und darüber hinaus. Er ist ein aktives Mitglied der Arabischen Liga und hat mehrere wichtige Sitzungen geleitet, darunter eine vielbeachtete Sitzung im September 2017.

Herausforderungen für die neue AU-Führung
Die Wahl eines dschibutischen Außenministers an die Spitze der afrikanischen Diplomatie ist in Afrika und der arabischen Welt positiv aufgenommen worden. Beide Regionen freuen sich auf die Stärkung der afro-arabischen Zusammenarbeit - eine Süd-Süd-Entwicklungsinitiative, die die Beziehungen zwischen afrikanischen und arabischen Ländern stärken könnte.
Allerdings steht Youssouf bei der Übernahme dieser neuen Aufgabe vor großen Herausforderungen.
1. die afrikanische Vertretung im UN-Sicherheitsrat
- Afrika setzt sich seit langem für mindestens zwei ständige Sitze im UN-Sicherheitsrat mit Vetorecht ein - eine Reform, die in internationalen Gremien nach wie vor höchste Priorität genießt.
2. Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA)
- Das AfCFTA zielt darauf ab, das Wirtschaftswachstum auf dem gesamten Kontinent zu fördern. Die Afrikanische Union muss sich für eine schnellere Umsetzung einsetzen und sicherstellen, dass das Abkommen greifbare Vorteile bringt.
3. Westafrikanische Putsche und AU-Sanktionen
- Während der Amtszeit des ehemaligen AU-Präsidenten Moussa Faki Mahamat kam es in mehreren westafrikanischen Ländern zu Militärputschen, die zu ihrem Ausschluss aus der AU führten. Die Bewältigung dieser politischen Übergänge und die Wiedereingliederung dieser Länder in die AU werden eine große Herausforderung darstellen.
4. konflikt im Sudan
- Der Krieg im Sudan ist eine der dringendsten Krisen auf dem Kontinent. UN-Generalsekretär António Guterres hat 6 Mrd. USD für die 26 Millionen Sudanesen gefordert, die dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
5. Krise in der Demokratischen Republik Kongo
- Die M23-Milizen haben wichtige Städte im Osten der Demokratischen Republik Kongo eingenommen, darunter Goma, ein rohstoffreiches Gebiet. Die AU muss helfen, die Region zu stabilisieren und Frieden zu vermitteln.
Eine neue Ära der afrikanischen Diplomatie?
Seit seiner Wahl hat Youssouf betont, dass er sich für eine Reform der AU mit qualifizierten afrikanischen Diplomaten einsetzt und sich dafür einsetzt, dass die Waffen auf dem Kontinent schweigen. Mit den enormen natürlichen Ressourcen Afrikas - darunter Mineralien, Gas und Öl - will er Stabilität und Entwicklung fördern.

Autor Ahmed Naji Bakal ist stellvertretender Botschafter der Arabischen Liga in Pretoria und ehemaliger Geschäftsträger der Mission der Arabischen Liga in Pretoria. Für Kommentare kontaktieren Sie ihn bitte unter ahmedn.bakal@gmail.com
TDS/ gnews.cz - RoZ
Eröffnungsfotos vom 38. Gipfel der Afrikanischen Union FOTO - GCIS/ Jairus Mmutle