TEL AVIV - Der Leiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, hat angekündigt, dass er am 15. Juni 2025 von seinem Amt zurücktreten wird. Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der Israel sowohl innenpolitisch als auch in den regionalen Beziehungen mit erhöhten Spannungen konfrontiert ist und gleichzeitig eine interne Überprüfung seiner Sicherheitspolitik nach den Ereignissen des vergangenen Jahres fortsetzt.
Bar, der den Shin Bet seit 2021 leitet, hat Premierminister Benjamin Netanjahu und die zuständigen Sicherheitsausschüsse über seine Rücktrittsabsicht informiert. In seiner offiziellen Erklärung begründete Bar seine Entscheidung mit der "persönlichen Verantwortung" und der Notwendigkeit, eine neue Führung zu ermöglichen, in einer Zeit, in der Israel seine Sicherheitsstrategie angesichts der sich verändernden Bedrohungen neu definiert. "Ich glaube, dass der Shin Bet neue Energie und neue Ideen braucht, um den Schutz unserer Nation in den kommenden Jahrzehnten zu gewährleisten", sagte Bar.
Israelischen Medien zufolge spielte Bar eine Schlüsselrolle bei der Leitung von Operationen gegen terroristische Bedrohungen im Westjordanland, der Koordinierung mit der Armee während des Konflikts mit der Hamas und der Bekämpfung von Cyberangriffen. Die Kritik an ihm hat sich jedoch verschärft, insbesondere nach dem Terroranschlag vom Oktober 2024, als die Fähigkeit des israelischen Geheimdienstes, die Vorbereitungen radikaler Gruppen rechtzeitig zu erkennen, in Frage gestellt wurde.
Der Rücktritt von Ronen Bar ist somit Teil eines umfassenderen Wandels im israelischen Sicherheitsapparat. Premierminister Netanjahu wird voraussichtlich in den kommenden Wochen seinen Nachfolger benennen. Zu den Favoriten gehören laut israelischen Medien hochrangige Sicherheitsexperten aus der Armee und der derzeitigen Shin Bet-Führung, wobei die Fähigkeit zur schnellen Anpassung an neue Formen von Bedrohungen, einschließlich hybrider Konflikte und Cyberangriffe, ein Schlüsselkriterium ist.
Analysten weisen darauf hin, dass der Führungswechsel beim Shin Bet zu einem kritischen Zeitpunkt erfolgt, in dem Israel nicht nur mit externen Bedrohungen, sondern auch mit internen Herausforderungen in Form einer polarisierten Gesellschaft und verstärkten Spannungen zwischen verschiedenen Gemeinschaften konfrontiert ist. Der Rücktritt von Bar wird als symbolische Anerkennung der Notwendigkeit eines neuen Ansatzes und einer strategischen Neubewertung der Prioritäten im Sicherheitssektor gesehen.
Der scheidende Shin Bet-Chef dankte allen Mitarbeitern für ihren "unermüdlichen Einsatz und ihren Mut" und zeigte sich zuversichtlich, dass die neue Führungsgeneration in der Lage sein wird, alle künftigen Herausforderungen zu meistern. Ronen Bar plant, nach seinem Ausscheiden aus dem Amt übergangsweise in der akademischen und sicherheitspolitischen Beratung tätig zu sein.
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