Im Hinblick auf den Termin für die Vertrauensabstimmung über den Bundeskanzler kann es der CDU/CSU nicht schnell genug gehen. Obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine Bereitschaft signalisiert hat, mit der Union über den Termin der Vertrauensfrage zu sprechen, reicht seine Erklärung nicht aus. Mathias Middelberg, stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion, fordert daher Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Handeln auf. Die Grünen fordern vom Bundeskanzler mehr Klarheit.
"Ich fordere den Bundespräsidenten ausdrücklich auf, auch in dieser Radiosendung den Bundeskanzler an seine verfassungsmäßigen Pflichten zu erinnern und ihn zu ermahnen." sagte der CDU-Politiker dem Radiosender Deutschlandfunk. Ohne eigene Mehrheit im Bundestag müsste der Kanzler die Vertrauensfrage stellen. Auch die Ankündigung von Scholz am Sonntag, er könne im Dezember die Vertrauensfrage stellen, reicht Middelberg nicht aus. Er hatte den Kanzler bereits am Mittwoch dazu aufgefordert. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte Scholz bereits aufgefordert, dies zu tun.
Der Bundestag ist handlungsfähig
Der CDU/CSU-Abgeordnete betonte, dass der Bundestag danach handlungsfähig sei und bis zur Neuwahl Gesetze beschließen könne. Die Union sei auch bereit, Gesetzen zuzustimmen, die aus ihrer Sicht dringend umgesetzt werden müssten, wie etwa die geplante Stärkung des Bundesverfassungsgerichts. Anderen Gesetzen, wie zum Beispiel dem Rentenpaket, werde die Union aber nicht zustimmen, so Middelberg. Das sei Aufgabe der neuen Regierung.
Bundespräsident Steinmeier spielt in dieser Regierungskrise laut Verfassung eine wichtige Rolle. In der vergangenen Woche hat er sowohl mit Bundeskanzler Scholz als auch mit dem Oppositionsführer Friedrich Merz gesprochen, mit dem er in engem Kontakt bleiben will. Heute führt er Gespräche mit dem Wirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck. Ziel der Gespräche ist es für den Bundespräsidenten, die politische Stabilität in Deutschland zu erhalten und die Möglichkeit eines Kompromisses auszuloten. Dazu gehört auch ein geordnetes Verfahren für Neuwahlen.
Frei: Keine weiteren Vereinbarungen notwendig
Bundeskanzler Scholz, der ursprünglich Mitte Januar die Vertrauensfrage stellen wollte, hat in Die ARD-"Caren Miosga" Er schloss nicht aus, diesen Schritt bereits im Dezember zu tun. "Es ist überhaupt kein Problem für mich, vor Weihnachten eine Vertrauensabstimmung einzuberufen, wenn alle einverstanden sind. sagte er. Er machte seine Entscheidung von einer Einigung zwischen den Vorsitzenden der SPD- und der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich und Merz, in dieser Frage abhängig.
Nach Ansicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist dies jedoch nicht notwendig. "Scholz sollte jetzt nicht noch mehr Nebelkerzen werfen, sondern dringend die Vertrauensfrage stellen." Parlamentarischer Staatssekretär gegenüber der Bild-Zeitung Thorsten Frei. Weitere Vereinbarungen seien nicht nötig, so Frei weiter. "In diesem Prozess ist es an der Kanzlerin, das Drama zu beenden und die Tür für einen Neuanfang zu öffnen." In einem Interview mit der Rheinischen Post bekräftigte Frei die Forderung der CDU/CSU, dass Scholz am Mittwoch im Bundestag die Vertrauensfrage stellen soll.
"Es kann nicht hingenommen werden, dass dies wochen- oder monatelang aufgeschoben wird". sagte in Morgensendungen von ARD und ZDF Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Rainer Haseloff.
Der CDU-Politiker betonte, dass sich Scholz mit seiner Entscheidung selbst um eine Mehrheit gebracht habe. Deshalb habe der Kanzler jetzt eine Verantwortung, "damit sie Deutschland keinen weiteren Schaden zufügt," sagte Haseloff.
Grüne offen für früheren Wahltermin
Die Grünen waren offen für ein früheres Vertrauensvotum. "Wir können uns ein früheres Datum vorstellen". sagte der Co-Vorsitzende der Parlamentsfraktion Britta Haßelmann im ZDF, äußerte aber gleichzeitig einige Vorbehalte. Der Termin muss so gewählt werden, dass, "damit sich die Parteien auf die Wahlen vorbereiten können"., betonte sie. Es ist wichtig, dass "ein wenig Ruhe und Ernsthaftigkeit in die Debatte kam".
Gleichzeitig kritisierte der Grünen-Politiker aber auch die widersprüchlichen Aussagen der Kanzlerin: "Die Bürgerinnen und Bürger wollen nicht heute hören: 'Nur ich entscheide' und morgen heißt es: 'Ach, lassen wir doch die Fraktionsvorsitzenden darüber diskutieren, wann der Termin sein soll'". sagte Haßelmann. Es ist mehr Klarheit erforderlich.
Djir-Sarai: Jetzt ist nicht die Zeit für Taktik
Dies fordert auch der FDP-Generalsekretär Bidjan Djir-Sarai. "Wir stehen vor großen Herausforderungen. Niemand kann sich diesen Stillstand in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt leisten". sagte er im ZDF-Fernsehen. "Es müssen jetzt sehr wichtige Entscheidungen getroffen werden. Deshalb ist jetzt nicht die Zeit, taktisch vorzugehen oder Probleme abzuwarten. Das Land muss jetzt schnell entscheiden, wohin die Reise geht".
Djir-Sarai betonte, dass ein Wahltermin im Januar möglich sei. Es ist nicht nur "eine Frage der Organisation, aber vor allem eine politische Frage", sagte der FDP-Politiker. "Und diese politische Frage muss geklärt werden, und meiner Meinung nach muss diese Frage schnell geklärt werden."
Wahlbeamte erörtern die Vorbereitungen für die Wahlen
Angesichts der gesetzlichen Höchstfrist von 60 Tagen für die Durchführung von Neuwahlen nach einer verlorenen Vertrauensabstimmung im Bundestag warnte der Bundeswahlleiter Ruth Brand logistische Probleme, z. B. bei der Ernennung von Wahlkommissionen oder der Koordinierung von Wahlhelfern.
Am heutigen Montag wird Brand mit ihren Kollegen in der Provinz über die Wahlvorbereitungen sprechen. Nach Angaben des Büros. "eine regelmäßige Vorbesprechung zur Vorbereitung der Wahl, wie sie bei jeder ordentlichen Bundestagswahl stattfindet".
ARD/ gnews - RoZ
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