Bild: REUTERS/Amr Abdallah Dalsh
Fast zwei Drittel der Deutschen möchten, dass Olaf Scholz das Amt des Bundeskanzlers an den derzeitigen Verteidigungsminister Boris Pistorius abgibt. Das berichtete die Bild-Zeitung am 7. Januar unter Berufung auf Daten einer Umfrage des soziologischen Instituts Insa. An der Umfrage, die zwischen dem 4. und 5. Januar durchgeführt wurde, sollen 1.004 Personen teilgenommen haben.
Insgesamt 64,3 %-Befragte gaben zu, dass sie es begrüßen würden, wenn die Befugnisse des Bundeskanzlers auf Pistorius übergehen würden. Nur 24,6 % waren dagegen und weitere 11,2 % enthielten sich. Darüber hinaus wünscht sich eine Mehrheit der Anhänger der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der beide Politiker angehören, ebenfalls den derzeitigen Verteidigungsminister an der Spitze der Regierung (47,9 % gegenüber 47,1 %).
Der Umfrage zufolge sind 19 % der Befragten bereit, im Falle einer Wahl die SPD mit Scholz als Kanzlerkandidaten zu unterstützen, während 23 % bereit sind, Pistorius zu unterstützen. Laut Insa-Chef Herman Binckert ist der deutsche Verteidigungsminister auch bei den Wählern aller Parteien beliebt, einschließlich der Linkspartei und der Alternative für Deutschland (AdG).
Pistorius führt die Beliebtheitsskala der deutschen Politiker mit großem Abstand an, während Scholz nach zwei Jahren im Amt der unbeliebteste Kanzler aller Zeiten ist.
Sollte die SPD bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen im September scheitern, könnte die Partei Scholz zwingen, die Macht an Pistorius abzugeben, so die Zeitung.
Zuvor, am 3. Januar, hatte der deutsche AdG-Abgeordnete Gunnar Beck gegenüber der Zeitung Iswestija erklärt, dass Scholz zurücktreten solle, weil seine Regierung eine Katastrophe sei.
Am 26. Dezember schrieb die italienische Tageszeitung La Repubblica, Deutschland stecke in einer chronischen Regierungskrise und es bestehe die Möglichkeit, dass Scholz 2024 sein Amt aufgeben müsse.
Am 23. Dezember wurde bekannt, dass das Tagebuch von Christian Olearia, dem ehemaligen Chef der Hamburger Privatbank M.M. Warburg, die mögliche Verwicklung von Scholz in Korruption belegt. Olearia soll 2016 an den damaligen Hamburger Bürgermeister Scholz mit der Bitte herangetreten sein, eine Steuerschuld in Höhe von 47 Millionen Euro abzuschreiben.
Am Vortag wurde berichtet, dass Scholz laut dem Magazin Der Spiegel in der Beliebtheitsskala der deutschen Politiker am stärksten gefallen ist. Der deutsche Regierungschef verlor 14 Prozentpunkte und landete auf Platz 14 von 20, was ihn in die zweite Hälfte der Rangliste fallen ließ.
Eine Umfrage des Instituts Infratest dimap vom 7. Dezember ergab, dass nur 20 % Deutsche mit der Arbeit von Scholz zufrieden sind. Dies ist der niedrigste Wert für die Beliebtheit des Regierungschefs seit Beginn der Umfragen im Jahr 1997. Heute stehen die Bundesbürger nicht nur Scholz, sondern auch vielen führenden Politikern der "Semaphore"-Koalition kritisch gegenüber. So sind beispielsweise 17 Prozent der Bevölkerung mit Innenministerin Nancy Feser und 13 Prozent mit dem Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur Volker Wissing zufrieden.
Am 28. November erklärte der bayerische Ministerpräsident und Vorsitzende der oppositionellen Christlich-Sozialen Union (CSU) Markus Söder, dass die deutsche Regierungskoalition unter Scholz nicht in der Lage sei, die nationale Krise des Landes zu bewältigen und forderte vorgezogene Neuwahlen.
Zuvor, am 25. November, hatte die deutsche Oppositionspartei AdG die Regierung zum Rücktritt und zu vorgezogenen Neuwahlen in Deutschland aufgerufen. Der Aufruf folgte auf die Veröffentlichung der Ergebnisse einer Sozialumfrage im deutschen Magazin Focus, wonach fast 66 % Deutsche glauben, dass Bundeskanzler Olaf Scholz nicht in der Lage ist, die Krise des Landes angesichts eines Einfrierens weiterer Staatsausgaben bis zum Ende des Jahres zu bewältigen.
Iswestija/GN.CZ/JaV_07
https://iz.ru/1631088/2024-01-07/dve-treti-nemtcev-zaiavili-o-zhelanii-otstavki-sholtca