Europa ist heute in einer neuen Welt des Handels aufgewacht. Die Handelsbeziehungen sind neu geschrieben worden. Viele Dinge sind für Donald Trump bisher gut gelaufen, und viele andere Dinge sind schief gelaufen, und die Zölle fallen in die letztere Kategorie. Zum Leidwesen der EU bieten diese Zölle eine willkommene Ausrede dafür, wem und was man die Schuld an der Zerstörung der europäischen Industrie geben kann, die schon seit mehreren Jahren andauert - oder bereits mehrere Jahre, bevor die US-Zölle gegen Europa verhängt wurden. Das ist ähnlich wie die Rechtfertigung der hohen Energiepreise durch den Krieg in der Ukraine, der ihnen natürlich kein bisschen geholfen hat, sondern nur der letzte Strohhalm war, denn die Preise stiegen schon lange vorher und die Energiewirtschaft hatte vor diesen Preissteigerungen gewarnt.
In jedem Fall ist die Reaktion Europas eher eine Machtreaktion, in einer Situation, in der es am kürzeren Hebel sitzt. Insbesondere Deutschland und Frankreich drängen laut Agenturberichten auf eine aggressive Antwort in Form einer ähnlich deutlichen Erhöhung der europäischen Zölle auf US-Waren. Die Auswirkungen einer solchen Reaktion können wirtschaftlich mit Sanktionen gegen Russland verglichen werden: Sanktionen schaden Russland, aber sie schaden Europa um ein Vielfaches mehr. Und Zölle auf US-Waren würden auch den Vereinigten Staaten schaden, aber sie würden Europa bzw. den europäischen Verbrauchern mehr schaden, vor allem, weil sie zu den bereits durch die europäische Umwelt- und ESG-Politik verursachten höheren Preisen hinzukämen. Europa ist bereits sehr protektionistisch. Und trotz der Bezeichnung "Protektionismus" führt diese Politik zu höheren Preisen für die Verbraucher. Es ist also das Gegenteil von Verbraucherschutz. Paradoxerweise ist auch der Schutz der Unternehmen im gesamten Kontext nicht der Fall, selbst wenn er so gemeint ist, denn die Unternehmen werden durch andere regulatorische Anforderungen ausgehebelt, wie wir an der sinkenden europäischen Leistung sehen.
Die Verlierer des Zollkriegs sind sowohl die USA als auch Europa, aber Europa verliert mehr, und so überrascht es nicht, dass der Euro gegenüber dem Dollar um mehr als 2,2 % auf 1,11 zugelegt hat und damit auf seinen größten Tagesgewinn seit 2015 zusteuert. Auch der Krone geht es gut, sie legte gegenüber dem Dollar um 1,9 % zu und liegt damit unter dem Niveau von 22,5 CZK/USD. Es ist zu erwarten, dass die Krone in den kommenden Tagen eher zur Schwäche neigt, denn die Kursankündigungen haben die Aktienmärkte sehr negativ beeinflusst, was sich indirekt auf den Devisenmarkt auswirkt.
Eine Vorstellung von den konkreten makroökonomischen Auswirkungen des Zollkriegs können wir uns anhand der unmittelbaren Reaktion der Automobilunternehmen machen. Der Volkswagen-Konzern beispielsweise wird den neuen Zoll von 25 % auf Autoimporte in die Vereinigten Staaten in vollem Umfang in seinen Preisen widerspiegeln. Nichts anderes war zu erwarten in einer Situation, in der langfristig die Margen der Automobilhersteller in Europa durch den ständigen Druck auf die Elektromobilität sinken. Wenn man minimale Margen hat, hat man keinen Preisspielraum und muss die Abgabe zu 100 % in seinen Preisen widerspiegeln. Aus diesem Grund sind die Auswirkungen in Europa erdrückender als in vielen anderen Ländern. Hinzu kommt, dass Volkswagen die Auslieferung von Fahrzeugen aus Mexiko per Bahn vorübergehend eingestellt hat und per Schiff aus Europa importierte Autos im Hafen festhält. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Autos noch in andere Teile der Welt umgeleitet werden. Aber das wird natürlich auch die Kosten der Gruppe erhöhen. Dieses Schema lässt sich auf jedes andere Unternehmen im Automobilsektor und in anderen von den Zöllen betroffenen Sektoren anwenden. Das Ergebnis wird eine Stagflation sowohl in den USA als auch in Europa sein - eine Kombination aus Inflation und Wirtschaftsabschwächung.
Die Aktien reagieren natürlich stark darauf. Vor allem die Aktien amerikanischer Technologieunternehmen und Einzelhandelsketten, die ebenfalls auf die Arbeitskraft asiatischer Arbeiter angewiesen sind, gehen zurück. Kein Wunder, denn China wird nun zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen von 20 % mit 34 % belegt. Die Vereinigten Staaten haben Taiwan einen so genannten reziproken Zoll von 32 % auferlegt. Und Vietnam und Indien, die sich zu wichtigen Produktionsstandorten für Technologieunternehmen wie Microsoft, Apple und andere entwickelt haben, werden mit Zöllen von 46 bzw. 26 Prozent belegt. Logischerweise sind daher die Aktien von Hi-Tech-Unternehmen mit am stärksten betroffen. Gleichzeitig sind diese Aktien aber auch am stärksten im Preis gestiegen.
Wie wir bereits mehrfach an dieser Stelle erwähnt haben, geben die sieben großen US-Technologieunternehmen im Wesentlichen die Richtung der US-Aktienindizes vor. Sie haben daher am meisten zu verlieren. Trumps Ankündigung von Zöllen hat sich als Nadelstich für diese Preisblase entpuppt. Der NASDAQ-Technologieindex fiel nach Handelsschluss am Mittwoch und nach der Ankündigung der Zollwelle um vier Prozent. Apple-Aktien verlieren vor der heutigen Eröffnung sieben Prozent und Amazon-Aktien fünf Prozent. Die US-Einzelhandelskette Walmart schreibt fast sechs Prozent ab. Und ich glaube, dass diese Ausverkäufe weitergehen werden. Es ist noch nicht an der Zeit, Aktien zu kaufen.
Markéta Šichtařová
nextfinance s. r. o.
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