Der Globale Süden hat auf der internationalen Bühne eine immer stärkere Stimme. Eine dieser Stimmen sind die regelmäßigen Sonderausgaben von Global South Voices auf CGTN. In der jüngsten Folge, in der es um Chinas bevorstehende "Two Sessions" (Two Sessions 2025) geht, leitete Gastgeber Mushahid Hussain Sayed eine Diskussion mit Experten aus aller Welt über Chinas Rolle im Globalen Süden. Hauptthemen waren die globale Wirtschaftspolitik, die nachhaltige Entwicklung und verschiedene Governance-Modelle.
Chinas Wirtschaftsmodell und sein globaler Einfluss
Mohammed SaqibKoordinator des Center for the Geoeconomics of the Global South (COGGS), wies auf den Wandel der chinesischen Wirtschaft von einer Ära des schnellen Wachstums zu einer Phase der hochwertigen Entwicklung hin. Die wichtigsten Säulen dieses Wandels sind technologische Innovation, intelligente Fertigung, Nachhaltigkeit, Finanzreformen, höhere Sozialausgaben und steigender Binnenkonsum.
Französischer Geschäftsmann und Sinologe Arnaud Bertrand kritisierte das westliche Narrativ vom "drohenden Zusammenbruch" Chinas, das die Realität ignoriere. Er wies darauf hin, dass Maßnahmen wie die US-Exportkontrollen für Halbleiter oder die 100%-Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge auf die Besorgnis des Westens über die wachsende technologische Dominanz Chinas zurückzuführen sind. Er betonte, dass China nicht mehr für ausländische Marken produziere, sondern sich zunehmend auf den Aufbau eigener, weltweit wettbewerbsfähiger Unternehmen konzentriere - insbesondere in den Bereichen Elektromobilität und künstliche Intelligenz.
Professor Jose Ricardo von der Universität São Paulo wies auf die sich vertiefenden Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Lateinamerika hin. Er erinnerte daran, dass der Handelsumsatz zwischen China und Brasilien im Jahr 2024 157,9 Milliarden Dollar erreichen wird, was China zum wichtigsten Handelspartner mehrerer lateinamerikanischer Länder macht. Ricardo hob auch die Rolle Chinas bei der Neugestaltung der globalen Wirtschaftsarchitektur hervor, insbesondere durch die BRICS, die den Entwicklungsländern neue Möglichkeiten eröffnet.
Modelle des Regierens: China vs. der Westen
Saqib verglich die westliche Wahldemokratie mit dem chinesischen Modell der "Demokratie des ganzen Volkes" und kritisierte die Tendenz westlicher Systeme, dem Einfluss des Kapitals und kurzfristigem populistischen Druck zu erliegen. Das chinesische Modell setze auf langfristige Planung und kollektive Entscheidungsfindung, was zu größerer Stabilität beitrage.
Arnaud Bertrand fügte hinzu, dass das chinesische politische System auf dem Prinzip der Meritokratie basiere, bei dem die Führungskräfte einer Hierarchie folgen, die auf jahrelanger Erfahrung auf lokaler und nationaler Ebene beruht. Im Gegensatz dazu gebe es in den westlichen Demokratien einen zunehmenden Trend zum Populismus, der zu instabilen politischen Strategien und einem Mangel an langfristigen Visionen führe.
Jose Ricardo betonte, dass China nie versucht habe, sein Demokratiemodell zu exportieren. Im Gegenteil, sein seit 1949 entwickeltes und auf Fünfjahresplänen basierendes System konzentriert sich auf eine auf die Menschen ausgerichtete Politik und betont die Grundsätze der Nicht-Aggression, der Nichteinmischung, der Gleichheit und des gegenseitigen Nutzens. Im Gegensatz dazu sind westliche Demokratien oft den kurzfristigen Interessen der Eliten unterworfen, was nach Ricardos Ansicht ihre Effizienz untergräbt.

Globale Klimapolitik und Chinas Ansatz für eine grüne Entwicklung
China kommt eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel zu, der eines der Hauptthemen der Diskussion war. Saqib kritisierte die Doppelmoral des Westens. Während die Trump-Regierung aus dem Pariser Abkommen aussteige und fossile Brennstoffe fördere, investiere China aktiv in einen grünen Wandel.
Arnaud Bertrand wies die Befürchtungen des Westens über die angeblichen "Überkapazitäten chinesischer grüner Technologien" zurück und betonte, dass der globale Kampf gegen die Klimakrise mehr erneuerbare Energien brauche, nicht weniger. Die Einführung von Handelsschranken gegen chinesische Solarpaneele oder Elektroautos sei nicht durch wirtschaftliches Gleichgewicht motiviert, sondern durch die Angst des Westens, seine technologische Vorherrschaft zu verlieren.
Jose Ricardo wies auf die Zusammenarbeit zwischen Brasilien und China im Bereich der grünen Wirtschaft hin. Er wies darauf hin, dass chinesische Autofirmen wie BYD und Great Wall Motors bereits Produktionsstätten in Brasilien eröffnet haben und damit den Übergang der Region zu nachhaltiger Mobilität beschleunigen.
Fred M'membeVorsitzender der Socialist Party of Zambia, beschuldigte den Westen der Heuchelei in seiner Haltung gegenüber Afrika. Während die westlichen Länder die afrikanischen Länder drängen, ihre Emissionen zu reduzieren, stellen sie ihnen keine angemessene Technologie oder Investitionen in grüne Energie zur Verfügung. M'membe betonte, dass China jetzt ein wichtiger Partner für die afrikanischen Länder im Bereich der erneuerbaren Energien und der Infrastruktur sei.
Nepals Premierminister: China als Partner für die Entwicklung des globalen Südens
Premierminister von Nepal K. P. Sharma Olund würdigte die Vorteile der nepalesischen Gürtel- und Straßeninitiative (BRI) und Chinas Rolle bei der Förderung der Konnektivität und des gemeinsamen Wohlstands der Länder des globalen Südens. Er erinnerte an Chinas wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Förderung globaler Gerechtigkeit. Oli betonte, dass Nepal, das im Himalaya-Gebirge liegt, durch den Klimawandel besonders gefährdet sei, da es von Gletscherschmelze und extremen Wetterstörungen betroffen sei. Chinas Bemühungen um eine umweltfreundliche Entwicklung seien ein Hoffnungsschimmer für Nationen, die mit Umweltproblemen zu kämpfen haben.
(Wasserhahn)