Der Vorstand der Schaeffler AG hat strukturelle Maßnahmen mit regionalem Schwerpunkt in Deutschland und Europa beschlossen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig zu steigern. Damit reagiert das Unternehmen auf das herausfordernde Marktumfeld, die zunehmende Intensität des globalen Wettbewerbs und den fortschreitenden Wandel insbesondere im Bereich der Automobilzulieferer.
Das Maßnahmenprogramm umfasst drei Aktionsbereiche:
- (1) Verbesserung des Umsatzes bei Wälzlagern und industriellen Lösungen
- (2) Realisierung von Synergieeffekten aus der Fusion mit Vitesco
- (3) Kapazitätsanpassungen aufgrund des laufenden Wandels in der Automobilzulieferindustrie.
- Ein Bruttoabbau von ca. 4.700 Arbeitsplätzen in Europa, davon ca. 2.800 in Deutschland; durch die Verlagerung von Arbeitnehmern reduziert sich der Nettoabbau von Arbeitsplätzen in Europa auf 3.700.
- Die Kürzungen betreffen in erster Linie zehn Werke in Deutschland, fünf weitere Werke in Europa, darunter die Schließung von zwei Werken
- Erwartetes Einsparungspotenzial von ca. 290 Mio. € pro Jahr, das bis Ende 2029 realisiert werden soll; einmalige Ausgaben von voraussichtlich ca. 580 Mio. €
- Maßnahmen, die auf der Grundlage der Zukunftsvereinbarung 2018 sozialverträglich umgesetzt werden sollen
- Langfristige Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit als Hauptziel
Die strukturellen Maßnahmen konzentrieren sich im Wesentlichen auf drei Aktionslinien. Die erste zielt auf die notwendige Ergebnisverbesserung im Geschäftsbereich Lager und Industrielösungen, der mit einer anhaltend schwachen Konjunktur, strukturellen Problemen und verstärktem Wettbewerb zu kämpfen hat.
Der zweite Handlungsstrang betrifft die bereits angekündigte Realisierung von Synergien aus dem Zusammenschluss mit der Vitesco Technologies Group AG ("Vitesco"), die vor allem durch Synergien im Vertrieb und im Einkauf, teilweise aber auch durch eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl erreicht werden sollen.
Das dritte Handlungsfeld umfasst Maßnahmen, die sich aus dem laufenden Wandel in der Automobilzulieferindustrie ergeben. Dazu gehören Maßnahmen im Zusammenhang mit rückläufigen Volumina in der Verbrennungstechnik und der aktuellen Abschwächung neuer elektrischer Antriebsprogramme in Europa. Infolgedessen betreffen die Maßnahmen sowohl die Division Powertrain & Chassis als auch die Division E-Mobility.
Ein Bruttoabbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa
Die Maßnahmen sehen einen Bruttoabbau von rund 4.700 Arbeitsplätzen vor, davon rund 2.800 in Deutschland. Durch die Verlagerung wird sich der Nettoabbau auf etwa 3.700 Arbeitsplätze reduzieren. Dies entspricht etwa 3,1 % der Gesamtzahl der Beschäftigten nach dem Zusammenschluss, was eine Erhöhung um etwa 35.000 auf etwa 120.000 Beschäftigte ab Oktober 2024 bedeutet.
Die Entlassungsmaßnahmen betreffen zehn Standorte in Deutschland. Fünf weitere Standorte in Europa sind ebenfalls betroffen, von denen zwei geschlossen werden sollen. Weitere Informationen zu diesen Standorten werden vor Ende des Jahres bekannt gegeben. Die meisten der Maßnahmen sollen zwischen 2025 und 2027 umgesetzt werden.
Mögliche Einsparungen von rund 290 Millionen Euro pro Jahr bis 2029.
Die Maßnahmen werden ab 2029 zu potenziellen jährlichen Einsparungen von rund 290 Mio. € führen. Rund 75 Mio. € davon entfallen auf Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco, die in dem bei der Ankündigung der Transaktion genannten Zielbetrag von 600 Mio. € pro Jahr enthalten sind. Die Umsetzung der heute angekündigten Maßnahmen wird einmalige Aufwendungen in Höhe von insgesamt ca. 580 Mio. Euro erfordern, die hauptsächlich Rückstellungen und Umzugskosten umfassen.
Die im Zusammenhang mit den bereits angekündigten Programmen von Vitesco und Schaeffler vereinbarten Maßnahmen werden wie geplant weiter umgesetzt.
Klaus Rosenfeld, Vorstandsvorsitzender der Schaeffler AG, sagte: "Die heute angekündigten Maßnahmen zielen auf drei Dinge ab: Wir bringen unser Lager- und Industriegeschäft wieder auf Kurs. Zweitens realisieren wir die Kostensynergien aus dem Zusammenschluss mit Vitesco Technologies. Und drittens setzen wir die Transformation unserer Divisionen Powertrain & Chassis und E-Mobility fort. Dieses Programm ist im aktuellen Umfeld unerlässlich, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen."
Geschäftsbereich Wälzlager und Industrielösungen passt Kapazität an
Im Geschäftsbereich Bearings & Industrial Solutions wurden bereits in den letzten Monaten Maßnahmen ergriffen, um dem anhaltenden Nachfragerückgang entgegenzuwirken. Neben der Reduzierung der flexiblen Arbeitszeit, der Kurzarbeit und der reduzierten Wochenarbeitszeit in einigen Bereichen wurden Maßnahmen zur Absatzförderung und zur Reduzierung der externen Service- und Wartungskosten eingeleitet und intensiviert. Diese Maßnahmenkombination ist angesichts der anhaltend schwierigen Marktsituation nicht mehr ausreichend.
"Insbesondere in Europa ist die Nachfrage in vielen Bereichen anhaltend schwach, was zu Überkapazitäten in den deutschen und europäischen Werken führt. Deshalb sind strukturelle Anpassungen notwendig, um unsere Kostenbasis zu optimieren, die Standorte zu konsolidieren und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig zu verbessern. Dies erfordert neben Kapazitätsanpassungen auch weitere Lokalisierungen, die wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern diskutieren werden." Er sagte Sascha Zaps, Geschäftsführer von Bearings & Industrial Solutions.
Von den Konsolidierungsmaßnahmen, Kapazitätsanpassungen und Produktionsverlagerungen sowie dem Stellenabbau in der zentralen Verwaltung sind insbesondere die Standorte Schweinfurt und Homburg betroffen.
Der Geschäftsbereich Bearings & Industrial Solutions produziert am Standort Homburg Komponenten für Antriebssysteme, Führungen und mechatronische Systemlösungen im Bereich der Lineartechnik. Die Verlagerung der Aktivitäten des Geschäftsbereichs Lineartechnik wird aufgrund der anhaltenden Nachfrageschwäche im Bereich der industriellen Automation zu einer Konsolidierung führen. Diese Maßnahme wird zu einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit und Kosteneffizienz im Geschäftsbereich Lineartechnik führen. Die beiden anderen Produktionsstandorte in Homburg sind von der Verlagerung nicht betroffen.
Das Stammwerk der Sparte Bearings & Industrial Solutions in Schweinfurt wird auch die Produktion und die Mitarbeiter des ehemaligen Ewellix-Werks im rund fünf Kilometer entfernten Hafen von Schweinfurt übernehmen. Im Rahmen der Integration von Ewellix in die Schaeffler Gruppe wird auch das ehemalige Ewellix-Werk in Taoyuan außerhalb Europas geschlossen.
Der Betrieb der 2022 erworbenen Melior Motion GmbH in Hameln, die hauptsächlich Planetengetriebe für Industrieroboter herstellt, wird eingestellt, und es wird ein Verkauf des Werks in Hameln angestrebt.
Für das Werk Steinhagen wurde mit den Arbeitnehmervertretern ein Zukunftskonzept vereinbart, um gemeinsam Optionen für die Zukunft dieses Werkes zu entwickeln, in dem Schaeffler hauptsächlich Gelenklager für verschiedene industrielle Anwendungen herstellt.
Realisierung von Kostensynergien aus der Fusion mit Vitesco
Im Rahmen der Integration haben Schaeffler und Vitesco vereinbart, bis 2029 Synergien in Höhe von 600 Millionen Euro pro Jahr zu realisieren, vor allem durch Wachstum und Skaleneffekte im Einkauf. Wie bereits angekündigt, wird ein untergeordneter Teil der Synergien auch durch Personalabbaumaßnahmen realisiert. Dies betrifft insbesondere Funktionsbereiche und zentrale Abteilungen an den Hauptsitzen in Regensburg und Herzogenaurach sowie den Bereich Forschung und Entwicklung.
Regensburg wird der künftige Sitz der Sparte Powertrain Solutions der Schaeffler-Sparte Powertrain & Chassis sein. Die neue Schaeffler-Sparte E-Mobility wird in Herzogenaurach angesiedelt, das auch Hauptsitz der Gruppe bleiben wird.
Diese Änderungen werden zu einem Abbau von rund 600 Arbeitsplätzen in Deutschland führen, hauptsächlich an den beiden oben genannten Standorten. Die beiden Unternehmen werden sich diese Zahl ungefähr zu gleichen Teilen teilen.
Transformation der Divisionen Powertrain & Chassis und E-Mobility
In der Sparte Powertrain & Chassis wird die laufende Transformation weitere Anpassungen erfordern, die in den letzten Jahren sowohl bei Schaeffler als auch bei Vitesco definiert wurden. So werden weitere Anpassungen vorgenommen, um die Kostenbasis aufgrund der geringeren Nachfrage infolge des anhaltenden Abschwungs im Verbrennungsmotorengeschäft weiter zu reduzieren. Dies gilt insbesondere für die Werke Herzogenaurach, Schwalbach und Regensburg.
Im Rahmen der konsequenten Weiterentwicklung des Bereichs E-Mobilität und Portfoliomanagement der ehemaligen Vitesco sind nun weitere Maßnahmen geplant, die bereits vor der Fusion angekündigt wurden. Zudem wurde in früheren Phasen ein stärkeres Wachstum, insbesondere bei den europäischen OEMs, erwartet, das sich derzeit nicht einstellt. Darüber hinaus führt der verschärfte Wettbewerb zu weiterem Preis- und Kostendruck und zu einer stärkeren Lokalisierung von Entwicklungsleistungen, insbesondere in China. Dies betrifft vor allem die Werke in Regensburg, Nürnberg und Berlin.
Sozialverträgliche Umsetzung als Teil des künftigen Abkommens
Die Umsetzung der Maßnahmen in Deutschland richtet sich weiterhin nach dem 2018 mit der IG Metall abgeschlossenen Zukunftsvertrag. Der Stellenabbau soll vor allem durch Fluktuation, Freiwilligenprogramme sowie Abfindungs- und Altersteilzeitvereinbarungen erreicht werden. "Wir stehen in einem engen Dialog mit unseren Arbeitnehmervertretern. Wir sind uns einig, dass die Maßnahmen, die sich aus dem Zukunftsvertrag ergeben, fair und sozialverträglich umgesetzt werden. Darüber hinaus werden wir weiter in Qualifizierung und Ausbildung investieren, insbesondere in unseren deutschen Stammwerken." Sie sagte Dr. Astrid Fontaine, Personalleiter und Arbeitsdirektor der Schaeffler AG.
Schaeffler investiert konsequent und kontinuierlich in die Weiterbildung und Qualifizierung seiner Mitarbeiter in Deutschland und Europa. Seit 2022 haben europaweit rund 40.000 Mitarbeiter an Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen teilgenommen und sich erfolgreich für neue Aufgaben und Zukunftstechnologien qualifiziert, davon fast 19.000 in Deutschland. Konsequente Weiterbildung ist der Schlüssel dafür, dass möglichst viele Mitarbeiter an der Transformation teilhaben.
"Mit diesen Strukturmaßnahmen machen wir einen wichtigen Schritt zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von Schaeffler. Diese Maßnahmen sind in der aktuellen Markt- und Wettbewerbssituation ohne Alternative. Unser Bekenntnis zum Standort Deutschland bleibt bestehen. Im Sinne unserer Kunden und Mitarbeiter werden wir weiterhin in Zukunftsbranchen und Technologien in Deutschland und Europa investieren." Klaus Rosenfeld schloss.
Schaeffler/ gnews - RoZ
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